Früher wurde Bier nicht nur aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser gebraut. Die Männer und Frauen hinter den Kesseln verwendeten eine Bandbreite verschiedener Kräuter und Gewächse, um ihrem Bier Charakter und Geschmack zu verleihen. Um dem wilden Treiben Einheit zu gebieten und Bier zu einem Produkt mit verlässlicher Qualität zu machen, wurde im Jahr 1516 das Bayerische Reinheitsgebot erlassen. Fortan durften Brauereien ihr Bier ausschließlich aus den vier bekannten Grundzutaten brauen. Lange Zeit war diese Regel unumstößlich, doch die Craftbier-Bewegung brachte die Herrschaft des Reinheitsgebotes 500 Jahre nach seiner Einführung ins wanken. Mehr und mehr Brauer:innen haben Lust auf Abwechslung im Kessel und wagen sich in unbekanntes Terrain. So auch die Brauerei Smögenbryggar´n aus Schweden.
Die Brauerei wurde im Jahr 2019 als lokale Initiative gegründet. Ein Team engagierter Bürger:innen aus dem kleinen Örtchen Smögen haben sich zusammengefunden, um ein spannendes Projekt auf die Beine zu stellen. Smögen befindet sich auf einer Insel und ist von den rauen Gewässern der Nordsee umgeben. Traditionell lebt die Bevölkerung dieser Region vom Fischfang und den Früchten des Meeres, heute ist der Tourismus als wichtiger Einkommensfaktor dazugekommen. Um sich an ihre Wurzeln zu erinnern und für einen nachhaltigen Umgang mit den Schätzen des Meeres einzustehen, wurde Smögenbryggar´n gegründet: Aus lokalen Rohstoffen, umweltfreundlich angebauten Algen und allerlei anderen Meeresprodukten wird feinstes Bier gebraut, das auf den unschätzbaren Wert unserer Gewässer aufmerksam machen soll.
Wer nun denkt, dass die Braustücke aus dem Hause Smögenbryggar´n nach Matcha, Fisch oder Nori schmecken, liegt falsch. Die Brauerei setzt die Früchte des Meeres nicht vordergründig zum Aromatisieren, sondern an ganz unterschiedlichen Stellen des Brauprozesses ein. Während die Algen Suden wie Hamnöl Mineralien und einen zarten Hauch Umami verleihen, werden beispielsweise Muschelschalen dazu verwendet, um den pH-Wert des Wassers aus der Oberflächenquelle Lilla Dale zu regulieren. Das Quellwasser fließt durch Granit, was ihm einen hohen Weichegrad verleiht. Zum Brauen benötigt man etwas härteres Wasser, was durch den Einsatz von Muschelschalen auf natürliche Weise erreicht werden kann. Um möglichst umweltfreundlich zu brauen, wird in einer Kreislaufwirtschaft gearbeitet. Malz- und Hopfenreste, die beim Braumprozess übrig bleiben, werden für die Herstellung von Brot und Würsten weitergegeben, als Viehfutter verwendet oder an die lokale Biogasanlage geliefert und zu Biogas und Biodünger verarbeitet. Der Biodünger wiederum geht an die örtlichen Landwirte, die der Brauerei ihr Getreide liefert. Hier schließt sich der Kreis und Smögenbryggar´n hat eine ganze Menge Müll eingespart.
Smögenbryggarn
KALVHÄLLAN 1
456 51 Smögen Ale
Schweden