Unverhopft

Als Vagabund bezeichnet man jemanden, der seine Heimat verlässt und ohne festen Wohnsitz oder Basis durch die Weltgeschichte zieht. Ein vogelfreier Mensch, ein Lebenskünstler, der nicht sesshaft und stationär sondern ungebunden, unabhängig und unkonventionell ist. Mit dieser Beschreibung identifizieren sich auch eine Handvoll Brauer aus den Vereinigten Staaten und haben ihrem Baby daher kurzerhand den Namen Vagabund Brauerei gegeben. 

Bierwüste Berlin

Matt Walthall, David Spengler und Tom Crozier kamen eigentlich nach Berlin, um ihrer Liebe zur Musik zu frönen. Die Drei hatten eine Band gegründet und wollten im kreativen Schmelztiegel Berlin ihren gemeinsamen Rhythmus finden. Sie mieteten einen Probenraum, sammelten die notwendigen Instrumente zusammen und kauften einige Kästen Bier, um sich in Pausen zu erfrischen und die Stimmung zu unterstützen. Dass es letztendlich am Bier scheitern sollte, hatten die Craftbier-verwöhnten Amerikaner nicht erwartet. Im Jahr 2009 steckte die Craftbier-Bewegung in Deutschland noch in den Kinderschuhen, während man in den Staaten bereits Pale Ale, Porter, Stout und IPA genoss. Unsere drei Musiker fanden sich in einem Land des Pilsners und in Berlin wurde zu großen Teilen industriell gebrautes Pils ausgeschenkt und verkauft. Um in dieser Wüste nicht vorhandener Bierstile nicht an akutem Bierdurst zu verenden, entschloss sich die Band dazu, ihr eigenes Bier zu brauen. Gute Musik und süffiges Bier sind eine starke Symbiose, die man nicht unterschätzen sollte, daher war dieser Schritt unumgänglich. Matts Küche wurde zur Klein-Brauerei umfunktioniert und das erste Pale Ale aus der Feder unserer drei Musiker erblickte das Licht der Welt, nur um kurz darauf mit hastigen Zügen ausgetrunken zu werden. 

Brauerei statt Band

Das Erstlingswerk der Quereinsteiger war wie ein Tropfen auf dem heißen Stein: Die durstigen Berliner empfingen das American Pale Ale mit offenen Armen und Mündern. Bald schon war die Band nicht mehr für ihre Musik, sondern für ihr feines Bier bekannt. Das endgültige Aus der Musik-Gruppe war unausweichlich, doch am Horizont lockte bereits das nächste Abenteuer: 2011 gründeten Tom, David und Matt die Vagabund Brauerei und machten ihr Bier offiziell. Es folgten spannende Zeiten mit Crowdfunding-Kampagne, dem Aufbau erst eines und dann des nächsten Standortes und dem Brauen unzähliger Biere und Bierstile. Heute ist die Vagabund Brauerei eine etablierte Größe auf dem Berliner Biermarkt und hat sich dank zahlreicher Auszeichnungen und Medaillen in renommierten Wettbewerben weit über die Grenzen Deutschlands hinaus einen guten Namen gemacht. Die Brauerei floriert und bereichert nicht nur Berlins Bierszene mit köstlichen Kreationen, die alles andere als fade Pilsener sind. 


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