Am Brauhaus Schreckenskammer ist der Name nicht die einzige Kuriosität. Wir freuen uns, Euch diese traditionsreiche und außergewöhnliche Brauerei vorzustellen.
Zunächst muss der besondere Name geklärt werden. Das Brauhaus hat keine Geisterbahn im Hinterhof und es sind bis dato auch keine Gespenster bekannt, die ihr Unwesen im Sudhaus treiben. Woher kommt also dieser ungewöhnliche Name? Es gibt zwei Theorien zur Namensfindung. Der eine Erklärungsansatz geht auf die Nachbarschaft der Brauerei zurück: Gegenüber des Brauhauses war früher die Lehranstalt der Fränkisch-Märkischen Eisenbahn. Der Platz in der Anstalt war begrenzt, daher wurden die Prüfungen der zukünftigen Eisenbahner*innen teilweise ausgelagert. Die Prüflinge legten ihr Examen drüben im Brauhaus ab. Ein hervorragender Ort für derlei Strapazen: Bier ist ein Wundermittel gegen flatterige Nerven und half auch dann, wenn man die Prüfung versemmelt hatte. Der Legende nach spazierte eines Tages ein neuer staatlicher Prüfer in die Braustube und fragte den Wirt „Wo ist denn die Schreckenskammer?“. Damit meinte er das Prüfzimmer und erfand zugleich einen kuriosen Namen für die Brauerei. Die zweite Theorie ist etwas düsterer: Das Brauhaus liegt zwischen dem früheren Gerichtsgebäude und der Richtstelle, an der im finsteren Mittelalter Verbrecher gehenkt wurden. Das Brauhaus servierte den Verdammten ihre letzte Mahlzeit und könnte auch aus diesem Grund den Namen Schreckenskammer tragen. Heutzutage wird in Köln keiner mehr hingerichtet und die Anwärter der Bahn werden anderswo auf Herz und Nieren geprüft, doch der Name ist geblieben.
Die Brauerei Schreckenskammer wird urkundlich erstmals im Jahr 1487 als Brauhaus erwähnt. Damals wurde an dieser Stelle schon gebraut, allerdings unter anderem Namen. Bis heute unterlief das Brauhaus zahllosen Besitzerwechseln und wurde im Zweiten Weltkrieg sogar zerstört. Nach dem Wiederaufbau ging das Brauen weiter und hält bis heute an. Das Steckenpferd der Schreckenskammer ist das Kölsch. Die Brauerei hat ein eigenes Hausrezept, das von Brauergeneration zu Brauergeneration weitergegeben wird. Eine Besonderheit an dieser Rezeptur ist, dass die Brauer keine Kohlensäure zugeben. Ergebnis ist ein sanftes Bier mit weicher Aromatik, Charakter und Geschmack. Tradition wird in der Schreckenskammer großgeschrieben, das merkt man auch, wenn man das Gasthaus betritt. Die urige Atmosphäre lädt zum gemütlichen Verweilen ein, ein feiner Essensduft durchzieht die Luft und die Eichendielen knirschen unter den Füßen. Knirschen? Ein Blick auf den Boden bestätigt das Knirschen und wirft die Frage auf: Warum liegt hier eigentlich Sand? Der Sand ist das traditionelle Mittel unbehandelte Eichenböden zu pflegen. Die feinen Körner scheuern das Holz und verlängern seine Lebensdauer durch ihre reinigenden und härtenden Eigenschaften. Darum liegt hier Sand.