Fragt man einen Bierfan, was die Hauptzutaten seines Lieblingsgetränkes sind, so wird dieser mit Sicherheit in dieser oder einer anderen Reihenfolge Wasser, Malz, Hefe und Hopfen aufzählen. Das ist korrekt, war aber nicht immer so.
Auch wenn man es sich kaum vorstellen kann, so gab es einmal eine Zeit in Deutschland, in der Bier mit ganz wenig oder gänzlich ohne Hopfen gebraut wurde. Der Hopfen als essenzieller Bestandteil eines jeden Bieres breitete sich erst zum 15. Jahrhundert so richtig aus. Bevor das Reinheitsgebot alles andere als Hopfen, Malz und Hefe aus den Kesseln verbannte, verwendeten die meisten Brauer statt Hopfen Grut. Grut ist der Oberbegriff für eine ganze Reihe verschiedener Kräuter, die zum Bierwürzen hergenommen wurden. Zu den Grutkräutern gehören beispielsweise Wilder Rosmarin, Erika, Mädesüß, Wacholder oder Schafgarbe — Eben alles, was man in der deutschen Landschaft an aromatischen, wild wachsenden Kräutern und Pflanzen so findet. Vor allem im Norden war das Brauen mit Grut weit verbreitet. Die Brauer konnten sich die benötigten Kräuter in den Gruthäusern abholen. So war das auch in Münster, der Heimatstadt der Brauerei Gruthaus.
Das Gruthaus ist ein Herzensprojekt von Philipp Overberg und Jan Kemker. Die beiden Bier-Connaisseure haben sich der Errettung des Grutbieres verschrieben und arbeiten mit viel Herzblut an der Renaissance dieses traditionsreichen Bierstils: Sie haben nicht nur das Festival Grutkultur ins Leben gerufen, sondern brauen auch eine Reihe überaus interessanter Biere, die selbst den größten Skeptiker überzeugen dürften. Die außergewöhnlichen Kreationen entstehen hauptsächlich in der Münsteraner Innenstadt, um jedoch der stetig steigenden Nachfrage gerecht zu werden spielt das Gruthaus regelmäßig Kuckuck und nutzt die Kessel einiger anderer Brauereien in Deutschland und Belgien. Die verwendeten Rezepturen entstehen in mühevoller Handarbeit und verlangen den Quereinsteigern alles ab: Manches Mal hat es schon volle zwei Jahre gedauert, bis Philipp und Jan mit ihren Kreationen glücklich waren und diese für den Verkauf freigeben wollten. Perfektionismus in seiner köstlichsten Form! Ergebnis ihrer Mühen sind Biere wie das Münsterländer Hanf oder das Pumpernickel-Porter. Die Biere sind aromaintensiv, komplex und wirklich besonders: Außergewöhnliche Zutaten zieren das Etikett und verleihen den Bieren ihren einzigartigen Charakter. Mit großer Vorliebe braut das Gruthaus Biere, die in Münster Tradition haben, außerdem stammt ein Großteil der verwendeten Rohstoffe aus dem Münsterland. Zu Ehren der Münsteraner Braukultur trägt die Brauerei den Namen Gruthaus. Das historische Gruthaus zu Münster war lange Zeit Anlaufpunkt für alle Brauer der Stadt und Heimat der duftenden Kräuter, die dem Münsteraner Bier seinen aromatischen Geschmack verliehen.